Bio-Psycho-Logie

In diesem Artikel zeige ich auf, wie eng die Biologie mit der Lerntheorie verwoben ist, anhand dreier Beispiele aus der Konditionierung die mit Pavlov verbunden wird: der klassischen Konditionierung (auch respondenter Konditionierung). Die respondente Konditionierung zeichnet sich durch ihre Zwei-Term-Kontingenz aus und der Gleichgültigkeit der Konsequenzen.

US ->  UR

Dies bedeutet, es braucht einen Neutralen Stimulus NS, einen unkonditionalen Stimulus US und eine unkonditionale Reaktion UR. Wenn zB der Wind durch die Wohnung pfeifft (NS) und dann die Türe knallt (US) und man sich erschreckt (UR). Später wird das Pfeiffen des Windes hinreichend sein, die Reaktion auszulösen und der NS wurde zum konditionalen Stimulus CS und die Reaktion zur konditionalen Reaktion CR.

CS -> CR

Das ist respondente Konditionierung. Diese Reaktion erfolgt auch dann, wenn die Konsequenz unangenehm ist, zB Knallgeräusche.

CS, Relevanz und Lernen
Einst gab es die Vorstellung in den Reihen der Behavioristen, dass man alles beibringen könne wenn nur der Verstärker stimmte. Heute weiss man, dies ist falsch. Und hier kommt das erste Beispiel: Bestimmte Stimuli eignen sich besser für bestimmte Lernvorgänge. So lässt sich Furcht besser lernen mit visuellen und akustischen Reizen, als mit gustatorischen Reizen (also Geschmack). Ein Hund wird zB leichter eine Furcht vor Knall entwickeln, wenn er etwas kurz vorher erblickt oder hörte, zB das Pfeiffen des Windes hörte, oder das Kissen sieht bevor es ihn haut. Biologisch ergibt dies Sinn, da ein Geruchspartikel wahrscheinlich einen nicht töten wird, eine Schlange (visuell) schon - dafür ist Ekel leichter über Geruch und Geschmack auszulösen.

Pavlov und Homöostase
Ein Körper ist bestrebt, bestimmte Werte einzuhalten, zB bestimmte Hormonpegel, die Körpertemperatur, oder den Wasserhaushalt. Es gibt entsprechende Regelmechanismen die bei Abweichungen vom Sollwert gegensteuern. Doch es wäre sehr Kräfte zerrend wenn es jedes Mal zuerst zur Abweichung kommen muss, zB man abkühlt wenn man an kühlen Orten sich aufhielt, bevor der Körper sich dagegen stemmt und einpegelt. Mittels respondenter Konditionierung erkennt der Körper Reize, CS, die darauf hinweisen dass ein Ereignis bevor steht und steuert dagegen. Bei Drogenabhängigen zB führt das Vorspielen von Gesprächen über die Droge von denen der Süchtige abhängt dazu, dass sich körperliche Veränderungen ereignen, zB die Herzrate ansteigt. Auch bei Medikamenten lässt sich dies beobachten. Vermutlich wird bei vielen Hundehaltern der Dopaminpegel ansteigen beim Anblick ihres Hundes.

So versteht sich auch die Gewöhnung an Substanzen. Werden Drogen eingenommen, regelt der Körper dagegen um den Istwert an den Sollwert anzugleichen. Wird der CS wahrgenommen, steuert der Körper dagegen bevor das Ereignis eintritt und die Wirkung wird vermindert. Wird die Droge eingenommen an einem ungewöhnlichen Ort, oder ohne Vorwarnung, also fällt der CS aus, kommt es zur Überdosis, da der Körper seine Gegenwehr nicht hochfahren konnte.

CS-US Länge und Verhaltenssystem
Was passiert, wenn der CS nicht gleich sofort gefolgt wird vom CS? Pavlov selber glaubte noch, der CS wäre ein Ersatz für den US. Doch heute ist man sich sicher: der CS aktiviert das entsprechende Verhaltenssystem. Lässt man ein Licht erscheinen und gibt danach dem Hund das Futter, dann wird folgendes passieren: wird das Futter sofort gegeben, wird eine fokale Suche in Nähe des CS stattfinden, da die fokale Suche in der Verhaltenssequenz relativ weit vorne steht; wird indes mehrere Sekunden gewartet, erfolgt eine generelle Suche. Dass ein CS ein Verhaltenssystem auslöst zeigt sich auch daran, dass das Präsentieren eines CS ausreicht, um eine Reaktion zu provozieren, ohne dass diese Reaktion das Kriterium für den CS war. So wird eine männliche Taube die nicht schwul ist beim Anblick eines Tones oder Lichtes zu Balzen beginnen wenn dieser CS von einer Täubin gefolgt wird. Dieses Phänomen nennt sich Autoshaping.

Die Unterscheidung von Biologie und Psychologie..
ist eine willkürliche. Die Lernfähigkeit und die Fähigkeit ein Organ auszubilden das sich in seiner Struktur und Chemie verändert durch Kontakt mit Reizen, ist Abbild der Biologie dieses Lebewesens. Tiere die kein Futter verstecken, sind weniger wahrscheinlich sich Futterverstecke merken zu können; und die Fähigkeit Individuen sich zu merken und sein Verhalten anzupassen, lässt auf die biologische Lebensweise in Gruppen schliessen. Man sollte für beides Verständnis aufbringen: die Psychologie eines Lebewesens wie auch seiner Biologie.

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