Therapierst du noch oder lebst du schon?
Kunden die zu mir kommen scheinen oft die Erwartung zu haben, dass gleich eine Therapie, oder ein Training starten wird. Eine, die ganz lange dauert, unheimlich viel Geld kostet, und furchtbar schwierig ist.
Meine Erfahrung ist: Weit gefehlt. Das Problem fängt oft schon bei der Therapie selbst an. Man mag das nun Wortklauberei nennen, ich glaube aber, dass Etiketten starke Wirkungen haben können, kulturell gefärbt. Therapien gibt es nach erfolgten Diagnosen. Hierfür sind Krankheiten oder Störungen vonnöten. Der weit überwiegende Teil der Hunde denen ich begegne sind nicht auffällig, deren Verhalten ist erklär- und verstehbar. Die Hunde erwecken auch nicht den Eindruck krank zu sein, oder sich selber zu schaden, oder zu leiden. Soll nun der Hund mit Diagnosen versehen werden, weil die Besitzer mit ihm Probleme haben? Ich lasse diese Frage offen.
Aber man kann ja noch Trainieren! Ja, kann man. Und auch hier machte ich bisher oft die Erfahrung, dass mit Änderung des Verhaltens der Besitzer und der Gestaltung der Umwelt, schon sehr viel erreicht werden kann. Die Arbeit mit Mensch-Hund Gespannen besteht aus mehreren Elementen. Diese Elemente sind die Arbeit an der Umwelt, die Arbeit an den Besitzern, die Arbeit am Hund und die Arbeit am Problem. Nun wird klar, dass es viele Bereiche gibt, die es anzuschauen gilt und wo Verbesserungen denkbar sind.
Einem Hund der an der Leine Aggressionsverhalten zeigt kann zB mehr Abstand zum anderen Hund eingeräumt werden, Orte mit vielen Hunden die der eigene Wuffel nicht mag können vermieden und die Begegnungen mit Hunden struktiert aufgebaut werden, der Hund kann eine längere Leine bekommen und für erwünschstes Verhalten mehr Raum an der Leine erhalten. Über die Fütterung kann der Stoffwechsel ausgeglichener werden und die Botenstoffe Dopamin und Serotonin gefördert werden. Der Besitzer kann lernen ruhig zu bleiben und vorausschauend unterwegs zu sein und mögliche Probleme früh zu erkennen. Dem Hund kann Selbstwirksamkeit und Selbstsicherheit beigebracht werden durch viele kleinere und grössere Aufgaben die er mit seinem Menschen erfolgreich meistern kann. All dies kann helfen, dass der Hund sein Aggressionsverhalten reduziert oder ganz abstellt.
Tierpsychologische Arbeit lässt sich nicht auf Therapie oder Training reduzieren. Es ist das Versuchen zu verstehen warum das Tier oder der Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt und wie man dem Gespann aus Besitzer und Tier helfen kann.
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